30.04.2010

"Stuttgarter Zeitung" Freitag 30. April 2010

Sammlung Domberger wechselt den Eigentümer, bleibt aber vor Ort

Das Land Baden-Württemberg hat die Kunstwerke nun offiziell der Stadt Filderstadt als Leihgabe übergeben.

Baumeister im Blick: Michael Domberger, Andreas Koch und Dietrich Birk (v.l.) . Foto: Gabi Ridder

Siebdruckkunst aus Filderstadt

Von Gabi Ridder

Drei Verträge haben die Beteiligten unterzeichnet: den Verkauf der Sammlung Michael Domberger an das Land, den Leihvertrag an die Stadt Filderstadt und den Mietvertrag im Hause Domberger. "Das beweist die hohe Bedeutung der Sammlung", sagte Bürgermeister Andreas Koch bei der offiziellen Übergabe. Die Stadt investiere künftig zwischen 30.000 und 40.000 Euro pro Jahr für die Unterbringung am Ort der Entstehung, die Dokumentation und die Präsentation der Exponate. "Eine Dauerausstellung ist mit diesem Betrag nicht zu finanzieren, aber eine punktuelle Präsentation", so der Bürgermeister. Mitte September gebe es erste Einblicke in das Firmenarchiv in einer Ausstellung in der Städtischen Galerie.

1948 hat Luitpold Domberger den Grundstock gelegt und die erste Siebdruckerei in der Bundesrepublik gegründet. Im Lauf der Jahre hat er den Siebdruck von der Druckmaschinenkonstruktion bis hin zur extremen Verfeinerung der Drucktechnik maßgeblich weiterentwickelt. Mit Willi Baumeister war Domberger freundschaftlich verbunden. Gemeinsam haben der Künstler und der Drucker an der Umsetzung der Ideen experimentiert und gearbeitet. Zwischen 1950 und 1955 sind durch diese Kooperation 64 Serigrafien entstanden. Weitere Künstler, etwa Robert Indiana, Christo, Josef Albers und Richard Estes, fanden sich bei Domberger ein. "Die Kreativität stand im Vordergrund, Zeit spielte keine Rolle", erzählt Michael Domberger, der seit 1960 mitarbeitete und schließlich 1967 den technischen Betrieb ganz übernahm. Der Firmengründer widmete sich fortan dem Verlegen und Ausstellen der Drucke. "Wir waren in allen drei Bereichen komplett autark."

Vom ersten Tag an habe er alles auf die Seite gebracht, was die Entstehung der Drucke betraf. "Sogar aus dem Papierkorb habe ich Schnipsel geborgen", erzählt Domberger. So entstand eine Sammlung die anschaulich die Entstehung der Kunstwerke mit Originalvorlagen, Zeichnungen, Andrucken, Korrekturen und der Korrespondenz zwischen Michael Domberger und den verschiedenen Künstlern dokumentiert. So kann der gesamte Arbeitsprozess von der Idee und halbfertigen Vorlage bis hin zum fertigen Druck und signierten Kunstwerk verfolgt werden.

Seit 1981 unterhält das Land Baden-Württemberg die Museumsstiftung. "Sie ermöglicht den Ankauf herausragender Meisterwerke der Weltkunst", erläuterte Staatssekretär Dietrich Birk vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Es sei erfreulich und bemerkenswert, dass es trotz begrenzter Mittel gelungen sei, die Sammlung Michael Domberger zu erwerben. Wegen ihrer Einzigartigkeit habe das Land einen speziellen Fokus auf die Exponate gelegt, um sie zu sichern. Er persönlich schlage vor, einen Katalog anzufertigen. Den Löwenanteil der Kosten übernehme das Land, der Rest werde aufgeteilt. Schließlich sei die Bedeutung der Sammlung auch außerhalb des Landes Baden-Württemberg groß.

Die Sammlung ist im Bestand der Staatsgalerie Stuttgart eingegliedert. Deren Direktor, Sean Rainbird, sichert die wissenschaftliche Begleitung. "Nun hat das Land die Geschichte der Druckgrafik geerntet", sagte Rainbird.